Innovationsfonds-Projekt ALVEEG
Rund 5,5 Millionen Menschen in Deutschland leiden unter Anfällen unbekannter Ursache, davon etwa 600.000 Menschen unter Epilepsie. Eine frühzeitige und genaue Diagnose ist für die passende Therapie entscheidend.
Mitarbeiter:innen des Instituts für Public Health evaluieren unter der Leitung von Prof. Dr. Dr. Tobias Kurth das Innovationsfonds Projekt ALVEEG (ambulantes Langzeit-Video-EEG) - das Projekt soll Betroffenen von Anfallsleiden in Zukunft einen besseren Zugang zu gleichwertiger Versorgung ermöglichen.
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Evaluation des Innovationsfondsprojekts ALVEEG
Forschende im Projekt ALVEEG wollen Betroffenen mit Anfallsleiden einen schnellen, effizienten und sektorenübergreifenden Zugang zu der bislang nur stationär durchgeführten Diagnostik stattdessen ambulant im häuslichen Umfeld ermöglichen: Mithilfe von innovativen, tragbaren Video-EEG-Monitoring-Systemen und Datenauswertung assistiert von Künstlicher Intelligenz (KI).
Der Goldstandard in der Epilepsie-Diagnostik umfasst in Deutschland bisher ein stationäres mehrtägiges Video-EEG-Monitoring, was zur Zeit allerdings nur in wenigen spezialisierten Zentren möglich ist.
Diese Goldstandard-Diagnostik soll nun mittels eines tragbaren Monitoring-Systems im ambulanten Setting etabliert und erprobt werden, um die Versorgung von Menschen mit Anfallsleiden wie Epilepsie zu verbessern. Dabei zeichnen Betroffene in ihrem häuslichen Umfeld für mehrere Tage Video-, EEG- sowie EKG-Daten von sich auf, wobei sie telemedizinisch begleitet werden und zusätzlich ein Anfallstagebuch geführt wird. Alle Daten werden in einer sicheren Cloud synchronisiert und von den am Projekt beteiligten Epilepsiezentren dazu genutzt, das jeweilige Anfallsleiden mithilfe von KI zu befunden.
Die prospektive, multizentrische, randomisiert kontrollierte Interventionsstudie (RCT) findet an fünf Epilepsiezentren im ostdeutschen Raum von Mecklenburg-Vorpommern bis Sachsen statt, wobei niedergelassene mitbehandelnde Ärzt:innen miteinbezogen werden. Knapp 700 gesetzlich versicherte Patient:innen sollen im Rahmen der Studie in das Projekt eingeschlossen werden. Gefördert wird dieses für vier Jahre durch den Innovationsfonds (https://innovationsfonds.g-ba.de/projekte/neue-versorgungsformen/alveeg-ambulantes-langzeit-video-eeg-ekg-fuer-menschen-mit-anfallserkrankungen.561).
Die Effektivität, Implementierbarkeit und die Wirtschaftlichkeit der neuen Versorgungsform wird von Mitarbeiter:innen des Instituts für Public Health entlang internationaler Standards vorgenommen. Im Erfolgsfall kann die neue Versorgungsform in die Regelversorgung der gesetzlichen Krankenkassen übernommen werden und Menschen, die von Epilepsie und ähnlichen Anfallsleiden betroffen sind, ein alternativer gleichwertiger Zugang zur Diagnose ermöglicht werden – vor allem in strukturschwachen und ländlichen Regionen. Außerdem könnten durch eine mögliche Diagnostik im häuslichen Umfeld Kliniken und medizinisches Fachpersonal entlastet, sowie die Gesundheitskompetenz von Betroffenen gestärkt werden.
Team ALVEEG am IPH
Prof. Dr. Dr. Tobias Kurth
Pauline Münchenberg, MSc
Ricarda Schulz, MScPH
Konsortialpartner
BARMER
Techniker Krankenkasse (TK)
DAK-Gesundheit